Innerhalb von nur zwanzig Jahren haben sich die Krankheitskosten in der Schweiz verdoppelt, wobei jährlich insgesamt über 85 Milliarden Franken aufgewendet werden. Die Diskussion über Krankheitskosten ist wieder im Gange, und es gibt einige wichtige Punkte, die wir im Blick behalten sollten:
Leider wird die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und Politik einseitig von den Krankenkassenprämien bestimmt
Krankenkassen finanzieren lediglich 35% der gesamten Krankheitskosten. Die Hauptverantwortung für die Gesundheitsleistungen liegt bei den Kantonen, während der Bund hauptsächlich für die Finanzierung zuständig ist. Krankenhäuser tragen zu 35% der Krankheitskosten bei.
Kantone als Besteller sind relevant, aber im Blindflug unterwegs
Die Kantone als Besteller der Leistungserbringer spielen eine bedeutende Rolle, aber es gibt kein systematisches kantonales Benchmarking in der Schweiz, keine systematische Aufdeckung von Schwachstellen und Ursachen sowie keine ehrgeizige Zielsetzung auf kantonaler Ebene, um die Struktur zu verbessern.
Dies liegt daran, dass vergleichbare Daten auf kantonaler Ebene in Form von kantonalen Gesundheitsrechnungen nicht verfügbar sind. Der Kanton Waadt verfügt als erster Kanton über eine kantonale Gesundheitsrechnung als Grundlage, um eine ganzheitliche kantonale Gesundheitspolitik zu formulieren, die keine unbemerkten Verschiebungen zwischen den Leistungserbringern und Finanzierungssystemen zulässt. Wann ziehen die anderen Kantone nach?
Die indirekten Kosten von Krankheiten werden in der Diskussion vernachlässigt
Laut einer Studie des Verbandes Interpharma machen die direkten medizinischen Kosten - also die Gesundheitsausgaben - in der Gesamtbetrachtung eines Krankheitsbildes einen relativ kleinen Teil aus. Nur bei Demenz erreichen die Gesundheitsausgaben einen Anteil von über 50 Prozent, was hauptsächlich auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass Demenz hauptsächlich ältere Menschen betrifft, die oft nicht mehr im Arbeitsprozess stehen. Arbeitsproduktivitätsverluste wurden daher für Demenzerkrankungen nicht berücksichtigt, was sich in geringeren indirekten Kosten niederschlägt. Bei allen anderen Krankheiten machen die Gesundheitsausgaben zwischen 26 und 40 Prozent der Gesamtkosten aus. Im Durchschnitt liegen sie bei gut einem Drittel.
Dimension verstehen
Diese grossen Zahlen müssen aufgeschlüsselt werden, um sie zu verstehen. Wie immer bei Zukunftsgemeinde versuchen wir, die Zahlen auf Buttisholz umzulegen. Die Bürgerinnen und Bürger von Buttisholz geben pro Jahr rund 33 Millionen Schweizer Franken für die Deckung der Krankheitskosten aus, was täglich 90.000 Franken entspricht. In nur zwei Wochen fallen allein in Buttisholz über eine Million Schweizer Franken an Krankheitskosten an. Hinzu kommen die indirekten Kosten wie unbezahlte Pflege von Kindern und älteren Menschen sowie Arbeitsausfälle am Arbeitsplatz. Für Buttisholz bedeutet das konkret: 33 Millionen Franken an Krankheitskosten und 66 Millionen Franken an indirekten Krankheitskosten. Sollten wir darüber reden?
Wir müssen lernen, das Gesundheitssystem und das Krankheitssystem zu unterscheiden
Nur 2.6% der Gesundheitsausgaben (Krankheitsausgaben) fliessen in der Schweiz in die Prävention (Gesundheitsausgaben). Wir heilen Kranke, statt Gesunde zu unterstützen. Aber auch die Prävention muss neu gedacht werden: Weg von gutgemeinten Kampagnen und obrigkeitlichen Interventionen, hin zur Selbstermächtigung des Individuums. Wiederum umgerechnet auf die Gemeinde Buttisholz werden pro Jahr rund CHF 800.000 in die Prävention investiert. Als Bürger:in dieser Gemeinde stellt man sich die Frage, wo und wie diese Mittel eingesetzt werden und welche Wirkung sie erzielen. Sollten wir auch darüber reden?
Ausblick
Diese Kostenentwicklung im Krankheitssystem wird zwangsläufig zu einer Zweiklassenmedizin führen. Es ist wichtig, dies zu verhindern, indem wir nicht noch stärker auf Technologie setzen, sondern andere Systeme miteinbeziehen - Umwelt, Soziales und Wirtschaft.
Besonders sollten wir der Erhaltung der Gesundheit und der Gesundheitsförderung mehr Beachtung schenken. Wie wir das Reallabor "Local Health Hub" angehen wollen, werden wir demnächst hier publizieren.
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